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Gilt für die Windows-Umgebung
Ausgangslage: Mit dem TUSTEP-Satzprogramm können fürs Erste alle Schriften verwendet werden, die zum sog. Standard-32-Schriftenvorrat von Postscript gehören; das sind diejenigen Schriften und Schriftschnitte, die – wie Bookman, New Century Schoolbook, Palatino, Times New Roman u.a. – in allen Postscript-Devices (Druckern, Belichtern etc.) implementiert sind. Darüber hinaus hat TUSTEP noch einige weitere Schriften (z.B. eine hebräische Quadratschrift, Newton Times, Newton Greek, Newton Phonetic, Koptisch) und zahlreiche Sonderzeichen (wie das Schaft-s und das geschwänzte z für die Times u.v.a.m.) on board.
In diesem Vorrat fehlen allerdings die echten Kapitälchen, die Mediaevalziffern, bestimmte Ligaturen, und manchmal machen einem der Verlag, in dem das Buch erscheinen soll, oder die typographischen Gepflogenheiten der betr. Reihe den Einsatz einer bestimmten professionellen Schrift zur Auflage. Manche dieser Schriften verbürgen einen deutlichen qualitativen Vorteil gegenüber den Standardschriften – mit der Konsequenz, dass sie auch abseits der skizzierten Sachzwänge gern und häufig verwendet werden.
Solche neuen Schriften kann man online kaufen und downloaden, andere brauchbare Schriften wie die Linux Libertine kann man sich mit einem erstaunlich kompletten Satz von Schnitten und Sonderzeichen sogar unentgeltlich aus dem Web herunterladen.
Einbinden dieser Schriften ins TUSTEP-Satzprogramm
Die Schriften müssen bekannt gemacht werden
Vorbemerkung: Im TUSTEP-Satzprogramm können (derzeit noch) nur sog. Type-1-(Postscript-)Schriften verwendet werden. Wenn ein Truetype- (TTF) oder ein OpenType-Font (OTF) eingesetzt werden soll, muss dieser erst mit Hilfe eines Fonteditors wie FontLab ins Type-1-Format konvertiert werden.
Im Lieferumfang eines Type-1-Fonts sind für jeden einzelnen Schriftschnitt (recte, kursiv, halbfett usw.) in der Regel vier Dateien enthalten:
Kopieren Sie diese Dateien auf Ihre Festplatte, am einfachsten in das Verzeichnis C:\PSFonts
. Beachten Sie dabei, dass die Dateien in Abhängigkeit von ihrer Extension in getrennte Unterverzeichnisse gehören: Die .pfb-Dateien nach C:\PSFonts
, die .pfm-Dateien nach C:\PSFonts\PFM
, die .afm-Dateien nach C:\PSFonts\AFM
und die .inf-Dateien nach C:\PSFonts\INF
.
Hinweis: Vereinzelt fehlen bei der Lieferung der Schriften die .inf- und die .afm-Dateien. Das fällt bei der .inf-Datei nicht sehr ins Gewicht, sollte aber im Falle der .afm-Datei reklamiert werden, weil diese für die Einbindung der Schrift ins TUSTEP-Satzprogramm benötigt wird.
1. Die Verwendung im TUSTEP-Satzprogramm
Die Schriften, die in einer Satzprozedur Verwendung finden sollen, werden auf dem Parameter „SCH“ in Form von fünfstelligen Nummern angegeben. Die Standardschriften sind an der Ziffer 3 auf der ersten Position zu erkennen und der jeweilige Schriftschnitt an der letzten Ziffer: 1 steht dabei für „recte“, 2 für „kursiv“, 3 für „halbfett“, 4 für „Kapitälchen“ usw. Mehr zu diesen Konventionen finden Sie im TUSTEP-Handbuch, bes. in den Angaben zum Parameter „SCH“ und zum Makro #*psfont
. Als Beispiel dafür sei die (voreingestellte) Verwendung der Adobe Times angeführt:
SCH 31801 31802 31804 31803 31805 ...
Für die Verwendung eigener Schriften muß der Benutzer besondere Nummern vergeben, die auf den gleichen Konventionen wie die der Standardschriften beruhen, aber mit einer 4 beginnen und ansonsten die oben skizzierten Regeln für die üblichen Schriftschnitte „recte“, „kursiv“ usw. auf der Einerstelle befolgen. Zu beachten ist noch, daß im Zahlenraum 40001 bis 49999 die Adressen 45100 bis 45299 für griechische Fonts, 46100 bis 46199 für kyrillische Fonts und 48000 bis 48999 für Frakturfonts reserviert sind.
Wenn der Benutzer eigene Schriften verwenden will, muß er diese i.d.R. dem Satzprogramm bekanntmachen: Das Satzprogramm benötigt vor allem Angaben über die Breite – die sog. Dickte – der einzelnen Zeichen im Font, Angaben, die in dessen .afm-Datei zu finden sind. In einer typischen .afm-Datei findet sich etwa Informationen folgender Art:
... StartCharMetrics 228 C 32 ; WX 235 ; N space ; B 180 0 180 0 ; C 33 ; WX 219 ; N exclam ; B 61 –12 161 638 ; C 34 ; WX 408 ; N quotedbl ; B 66 357 342 642 ; C 35 ; WX 668 ; N numbersign ; B 46 –33 621 657 ; C 36 ; WX 448 ; N dollar ; B 42 –133 405 655 ; ...
Wichtig sind darin die Angaben zur Nummer (C nn), zum Namen (N xxx) und zur Breite (WX nnn) der Zeichen, die mit dem Standardmakro #*psfont
aus der jeweiligen .afm-Datei extrahiert und zusammen mit der gewählten Schriftnummer in der Schriftendefinitionsdatei des Benutzers abgelegt werden können.
Im folgenden Beispiel sind die .afm-Dateien der Stempel Garamond verwendet:
gsr_____.afm = recte (gsr = Garamond Stempel Recte) gsi_____.afm = kursiv (gsi = wie vor, i wie Italics) gsb_____.afm = h’fett (gsb = wie vor, b wie Bold) gsbi____.afm = h’fett-kursiv (gsbi = wie vor, bi wie Bold Italics) gsrsc___.afm = Kapitälchen (gsrsc = wie vor, sc wie Small Caps)
Dateien mit dem Namensbestandteil „of“ stehen dabei für „Old Style Figures“ und enthalten zusätzliche Ligaturen, Mediaevalziffern u. dgl., manchmal auch Kapitälchen; gleiches gilt für Namensbestandteile wie „ex“, „x“ und „xp“, die einen „Expert Font“ signalisieren.
Mit dem folgenden exemplarischen #*psfont
-Aufruf werden die Zeichen des recte-Schnittes in die benutzereigene Schriftendefinitionsdatei maier.def eingefügt:
#*psfont,gsr_____.afm,maier.def,num=40011
Wenn ein Expert- oder OSF-Font vorhanden ist, der die passenden Mediaevalziffern, Ligaturen u. dgl. für die Grundschrift enthält, kann er im selben Aufruf einfach unter der Spezifikation medlig= angegeben werden:
#*psfont,gsr_____.afm,maier.def,num=40011,medlig=gsrsc___.afm
Eine typische Prozedur zur Integration einer ganzen Schriftfamilie in die Schriftendefinitionsdatei 'fonts.def' könnte also folgendermaßen aussehen:
#– Zuerst alle .afm-Dateien anmelden: #an,,+,po=|.afm| #– Anmelden bzw. Einrichten der Schriftendefinitionsdatei: #da,fonts.def,seq-ap #– Generieren der Schrift-Metriken mit *PSFONT: #– Schrift 1: Stempel Garamond recte #*psfont,gsr_____.afm,fonts.def,num=40011,medlig=gsrsc___.afm #– Schrift 2: Stempel Garamond kursiv #*psfont,gsi_____.afm,fonts.def,num=40012,medlig=gsiof___.afm #– Schrift 3: Stempel Garamond halbfett #*psfont,gsb_____.afm,fonts.def,num=40013,medlig=gsbof___.afm #– Schrift 4: Stempel Garamond Kapitälchen #*psfont,gsrsc___.afm,fonts.def,num=40014,modus=sev #– Schrift 5: Stempel Garamond halbfett-kursiv #*psfont,gsbi____.afm,fonts.def,num=40015,medlig=gsbio___.afm
Die dabei entstandene (oder erweiterte) Datei 'fonts.def' gibt der Benutzer künftig mit der zusätzlichen Spezifikation schriften=fonts.def
sowohl in den Aufrufen des Satzprogramms wie auch im Aufruf von #*psfont
bei der Erzeugung der Postscriptdatei an. Das genügt, um dem Satzprogramm die benötigten Informationen über die benutzereigenen Schriften zu vermitteln.
2. Die Verwendung der Type–1-Schriften in Ghostview
Um Ghostscript/Ghostview erkennt die benutzereigenen Type–1-Schriften bekannt zu machen, genügt es, in den jüngeren Ghostview-Versionen im Dialog → Optionen → Konfiguriere Ghostscript (siehe Abbildung 1) sicherzustellen, dass dort in den → Ghostscript-Optionen das korrekte PSFonts-Verzeichnis eingetragen ist (siehe Abbildung 2). – In älteren Ghostscript-Versionen (bis zur Version 6.x, wenn ich mich recht erinnere) war es manchmal für die korrekte Verwendung der Schrift erforderlich, im .\gs\lib-Programmverzeichnis in der Datei Fontmap.GS den Unique Font Name explizit mit der betr. .pfb-Datei zu assoziieren. Sollte ein solches Problem bei Ihrem Arbeiten mit gs/gv auftreten, dürfte es zur Behebung genügen, auf eine jüngere gs-Version (aktuell ist die Version 9.10) umzusteigen.
Abbildung 1
Abbildung 2
3. Die Verwendung der Type–1-Schriften im Acrobat Distiller
Auch im Acrobat Pro, speziell im sog. Distiller, der für die Konvertierung von ps-Dateien nach PDF zuständig ist, ist es zur korrekten Verwendung der Type–1-Schriften nur erforderlich, in den → Voreinstellungen (siehe Abbildung 3) in den → Schriftordnern sicherzustellen, daß das PSFonts-Verzeichnis richtig eingetragen ist (siehe Abbildung 4).
Abbildung 3
Abbildung 4